
Kommissar Waporetzkis erster Fall
Ein Erotik-Krimi der anderen Art: Klare Sprache, Humor zum mitdenken, Intelligenz und unverhüllter Sex mit gefährlich schönen Frauen – Kurzum: Auch für Männer lesbar
Kommissar Waporetzki hat den besten Arbeitsplatz der Welt: Die Wache Bandan. Nichts gibt es zu tun und Bandan ist wunderschön. Aber sein Kumpel, der Leuchtturmwärter, hatte einen schlechten Tag und hat sich aufgehängt.
Waporetzki muss die Kripo unterstützen. Selbstmord. Routine. Nur Waporetzki kann sehen, was er sieht: Etwas passt nicht. So schlecht kann der Tag des Leuchtturmwärters nicht gewesen sein. Wie kommt er an den Strick? Und vor allem: Wer ersetzt ihn bei den Frauen? Tja, jetzt muss er ran, der Kommissar aus Bandan.
e-book Kindle 5,99 EUR
Leseprobe:
Kommissar Waporetzki ist absolut sicher: Er hat den besten Job der Welt. Natürlich nur, wenn man keine Ansprüche stellt; aber dann ist er toll. Großartig ist er!
Seine Dienststelle ist in Bandan. Besser geht es nicht. Es ist ein Absurdum, dass es diese Dienststelle überhaupt gibt.
Schaut der Kommissar aus seinem Dienstfenster vor seinem Dienstschreibtisch, so blickt er über die Bucht von Port Kishon. Das Panorama ist phantastisch. Hier gehört eine Terrasse hin, ein Ausflugslokal, eine Aussichtsplattform mit überzogen teurer Gastronomie, mit fest montiertem Fernglas, freischaltbar gegen Bezahlung, so etwas dieser Art. Aber nein: Naturschutz und Denkmalschutz! Nichts darf hier verändert werden in Bandan. Kein einziger Stein, geschweige denn ein Busch. Daher: Polizeistation, winzigklein, am schönsten Fleck der Bucht.
Die traumhafte Touristenstadt Port Kishon glitzert da drüben in zwei Kilometer Entfernung über dem Wasser. Abends sogar angestrahlt von der untergehenden Sonne. Wunderschön. Es ist zum Träumen. Okay, der Fenstersims ist etwas hoch vom Schreibtischstuhl aus gesehen. Man sieht nur die Dächer der Stadt und die Möwen im Himmel, aber immerhin, die Richtung stimmt.
Der hohe Sims macht eh keinen großen Unterschied, da Kommissar Waporetzki so gut wie nie an seinem Schreibtisch sitzt. Wozu denn auch? Nichts gibt es zu tun. Absolut nichts.
Bandan zählt dreißig Häuser – achtundzwanzig, um genau zu sein, jeden Schuppen mitgezählt. Hat er gemacht, der Kommissar, gezählt, dienstlich.
Und, und!!! Der unschätzbare Vorteil seines Arbeitsplatzes ist: Er ist alleine! Ganz alleine. Immer. Die anderen arbeiten in der Stadt. Alle gemeinsam ackern die an Fällen und diesen Dingen. Die jagen Kriminelle, oder verhindern, dass einer kriminell wird. Bei ihm ist das anders. Sein Auftrag lautet: Stellung halten! Sie muss besetzt werden, die Außenstelle Bandan, irgendeine Vorschrift in irgendeinem Erlass, den der Kommissar nicht kennt.
Port Kishon, da drüben, diese Metropole, diese brodelnde Großstadt mit fünfzehntausend Einwohnern, dieser kriminelle Moloch – im Vergleich zu Bandan – an dem anderen Ufer der Bucht, verfügt über ein ausgewachsenes Polizeipräsidium.
Port Kishon ist eine richtige Stadt, so mit Häusern drei Stockwerke hoch und Straßenbeleuchtung. Nachtleben gibt es, Verkehrslärm, Saunaclub! Igitt, Waporetzki ist froh, dass er hier ist.
Nach der letzten Polizei-Gebiets-Reform gilt auch das Präsidium in Port Kishon zwar nur als Außenstelle des Präsidiums der nächstgrößeren Stadt Saga, aber in Port Kishon ist alles erwachsen. Da ist alles so mit allem Drum und Dran. So mit Amtsräumen, Amtstoiletten, Computern, Verwahrzellen, – eine komplett gefliest, wie Waporetzki bei einer Führung sehen durfte – und einem großen Parkplatz.
Die Außenstelle dieser Außenstelle ist Bandan und in der sitzt Waporetzki, ohne Dienstcomputer. Er sitzt da nur so rum. Er hat nicht einmal Handyempfang! Wenn es klingelt, dann ist es das Festnetz. Wenn es denn mal klingelt …
Des Kommissars Arbeitsplatz ist also am Arsch der Welt, beziehungsweise fast. Zwei Häuser kommen noch, vier Kilometer idyllischer müllverseuchter Kiesstrand und der Leuchtturm. Das war es dann aber. Dann ist Ende. Dann ist da nur noch Atlantik.
Dieses kleine niedliche Büro in dem netten kleinen Haus mit Sicht auf die Bucht wäre längst wegrationalisiert, gäbe es da nicht diesen Pachtvertrag zwischen Land und Wemweißich auf Neunundneunzig Jahre, der einen Passus enthält, der alles verhindert, was Schließung, oder ähnlich heißt. Diese Polizeistation bleibt!
Kommissar Waporetzki ist vollkommen entspannt. Sein Job ist sicher wie ein Fels. Nur wenn er an das Ende denkt, dann wird ihm übel. Drei Jahre bevor er seine Pension erreicht, läuft der Pachtvertrag aus! Und dann? – Katastrophe! Endzeitstimmung 2040! Dann ist es so weit. Kommissar Waporetzki ist 36 Jahre alt.
Er hat sich nicht um Bandan beworben. Es hat sich so ergeben. Er hat dort die Vertretung gemacht, wegen Gipsfuß, und so ist es geblieben. Da hängt er jetzt. Freiwillig.
Seit vier Jahren ist er zuständig ganz alleine für die riesige Landzunge Kap Kishon. Für alle achtundzwanzig Häuser, den Leuchtturm, eine Pommesbude am anderen Ende und dem großen Waldgebiet hinüber bis zum Strand auf der anderen Seite, der Cloudy Bay. Ein Traum ist es!
Ein paar Taschendiebstähle, Falschparken und letztes Jahr ein Einbruch. Das war es bis jetzt in den vier Jahren. Der Einbruch wurde aufgeklärt: Die Tochter – Schlüssel weg.
Diese nichtpolizeiliche Arbeit und absolute Unterforderung kommen dem Kommissar entgegen. Er wollte nie zur Polizei. Im Gegenteil. Er wollte schießen! Schon immer!
Jagd kam nicht in Frage, Soldat war zu anstrengend – und viel zu gefährlich –, da ging er zur Polizei. Für Wapo, Wapo ist sein Spitzname, für Wapo ist der Polizeiberuf von Anfang an eine Waffenbeschaffungsmaßnahme. Sagt auch Heiner und hat Recht.
Heiner ist sein bester Freund. Er ist auch Polizist, Oberkommissar in Port Kishon und so etwas wie sein Vorgesetzter, offiziell. Heiner ist auch der zweite Vorsitzende des Vereines der Großkaliberfreunde e.V., dessen erster Vorsitzender Kommissar Waporetzki ist. Da ist er Heiners Vorgesetzter, offiziell. Das ist fair, da so jeder jedem vorsitzt. Der Verein ist klein. Er hat nur zwei aktive Mitglieder bei einunddreißig eingetragenen Langwaffen.
„Großkaliberfreunde e.V.“ klingt gefährlich, aber keine Sorge: Beide Mitglieder sind absolut gewissenhaft und bei der Polizei. Das gibt es. Das schließt sich nicht aus. Sie ballern gerne herum auf dem Schießstand der Kaserne, das ist alles. Ganz schön teuer, die Munition geht ins Geld. Macht aber Spaß.
Heiner ist es auch, der in Wahrheit die schützende Hand über seinen Freund Waporetzki hält. So sicher ist sein Job nämlich nicht. Es gibt da den einen oder anderen älteren Polizisten, der dort seine letzten Dienstjahre verbringen würde, aber nix da! Waporetzki hält die Stelle. Heiner hält die schützende Hand, er kann das, er ist im Personalvorstand der Polizei.
Wapo und Heiner sind unzertrennlich seit diesem Feuergefecht, damals in der dritten Klasse. Sie waren gemeinsam eingeteilt zur Streife, kannten einander nicht. Waporetzki war neu in der Stadt, sein erster Tag, erste gemeinsame Streife und dann dieser Feuerüberfall! Wie aus dem nichts, ohne Provokation, einfach so griffen sie an. Heiner und er haben die Waffen gezogen – reine Selbstverteidigung – und: Eine riesen Schießerei begann! Vierzehn Tote! Mitten auf dem Schulhof lagen sie herum. Dritte Klasse. In diesem Alter atmen Tote noch.
Freunde für das Leben sind sie seitdem und dann später eben gemeinsam zur Polizei. „Dann können wir uns das Führungszeugnis selber schreiben“, meinte Heiner und meinte das Zeugnis für ihren Großkaliberfreundeverein.
Waporetzki ist glücklich geschieden. Gottseidank ist die Alte weg! Ihm ist zwar nichts geblieben von dem ersparten Geld, aber Waporetzki hatte einfach unterschrieben. Seine Ex ist Anwältin. Keine Chance! Nur die Waffen, sein Fotokoffer und etwas Handgepäck hat er retten können.
Seine Frau war eh nur, tja, also so ein Unfall. Sie hat ihn verführt, das wars, so war es gewesen. Diese taffe Rechtsanwältin in ihrem unverschämt eng sitzenden Kostüm, blonder Hochsteckfrisur, Bluse, Strümpfe ganz zart getönt und dann diese Schuhe … das hat ihn einfach umgelegt. Er war komplett naiv und hin und weg. Geschickt war sie. Alle wollten sie und er hat sie gekriegt. Leider.
Er versteht bis heute nicht, wie ihm das passieren konnte, die heißeste Anwältin vom Kap bis Saga abzubekommen. Ihm, wo Frauen nicht seine Leidenschaft sind.
Natürlich weiß er warum. Er gibt es nur nicht gerne zu. Waporetzki weiß, warum sie, die erfolgreiche Frau Anwältin Modell megahot, sich damals eingelassen hat, mit dem absehbar beruflich erfolglos sein werdenden, damals noch Polizeikommissaranwärter, Waporetzki. Waporetzki sieht unverschämt gut aus. Er ist retro Style, okay, das schon. Er ist aus den siebziger Jahren in die Gegenwart gefallen, aber, wenn die Frau das mag …
Er kann machen, was er will, er sieht wie Tom Selleck aus. Markantes Kinn, Kopfform, Haarwuchs, Augenbrauen, Oberkörper – okay, nicht ganz der Oberkörper – aber so insgesamt, das Gesamtbild ist gelungene Kopie.
Am liebsten trägt Waporetzki graue T-Shirts, nur so aus Protest. Auch das hilft nichts. Er ist Tom Selleck 2.0., aber Angst vor Hunden hat er nicht. Er ist es eben nicht. Er ist nicht Tom Selleck, er sieht nur so aus.
Glücklich-ledig-endlich-wieder. Und so ist alles gut für ihn. Er ist zufrieden und lebt als sein eigener Untermieter seit der Scheidung in der Polizeistation. Absolut illegal. Aber Heiner … ihr wisst schon.
Waporetzki gießt gerade die Blumen, seht ihr ihn? Dort draußen im Garten, dort ist er. Er gießt dieses Beet, das weder gepflegt noch aufgegeben ist. Okay, es sind jetzt nicht wirklich Blumen, eher Gebüsch, Geblüm, Geblümbuschstrauchunkraut. Es ist so etwas zwischen Blumen und Besser-es-wäre-weg. Waporetzki steht dort mit der Gießkanne aus Blech, die freie Hand in der Uniformtasche. Das Wasser tröpfelt. Die Tülle ist verdreckt.
